St. Antonius Hamb

Idyllische Kapelle mit herrschaftlicher Geschichte

Hier erfahren Sie mehr über die Kirche St. Antonius in Hamb.

Geschichte

Im Jahr 1497 wird erstmals eine Kapelle in der Herrlichkeit Hamb erwähnt, möglicherweise als Bestandteil des Herrenhauses Hamb. Dieses war der Wohnsitz der Adelsfamilie von Pallant, welche Hamb in der Zeit um 1470 bis ca. 1700 regierte. Kurz nach 1600 ließ der damalige Herrscher Johannes II. von Pallant die heutige Kirche als einschiffigen Backsteinbau mit zwei Jochen errichten; der mittlerweile im Pfarrheim zu sehende Turmhahn der Kirche trägt die Jahreszahl 1607.

Nach Auflösung der Kapelle 1802 im Zuge der Säkularisierung und der Zugehörigkeit zur Kantonspfarre Geldern in Französischer Zeit, gehörte Hamb ab 1815 zur Pfarre St. Georg in Kapellen. Von dieser Zeit an wurde die Kirche von dort aus betreut, bis man nach umfangreichen Bemühungen der Hamber Bürger 1958 die seelsorgliche Eigenständigkeit erlangte, welcher 1966 die vermögensrechtliche Eigenständigkeit folgte. Hamb war damit seit 1958 ein sogenanntes Pfarrrektorat und weitestgehend eigenständig – den Status einer Pfarrei erlangte Hamb jedoch nicht.

Ab 1986 übernahm der Sonsbecker Pfarrer die pastoralen Aufgaben. Es folgte 2001 die Errichtung einer Seelsorgeeinheit mit St. Maria Magdalena Sonsbeck und St. Marien Labbeck und schließlich 2007 die Fusion zur Pfarrei St. Maria Magdalena Sonsbeck; St. Antonius wurde Filialkirche.

Der Namenspatron - Hl. Antonius Abt

Der Hl. Antonius lebte im 3./4. Jahrhundert in Ägypten. Inspiriert durch den Evangeliensatz „Wenn du vollkommen sein willst, dann verkaufe alles, was du hast, und gib es den Armen“ (Mt 19,21) kehrte er seinem bisherigen Leben den Rücken und lebte fortan als Einsiedler in radikaler Armut. Dafür wurde ihm große Anerkennung zuteil und immer mehr Menschen suchten bei ihm Rat, Heilung oder wollten von ihm lernen. Zunehmend bildeten sich kleine Unterkünfte und Einsiedeleien, die in seiner Nachfolge leben wollten. So begründete Antonius völlig unbeabsichtigt das Klosterleben, weshalb er auch als „Vater des Mönchtums“ bezeichnet wird.

Sein Gedenktag ist der 17. Januar. Er ist Schutzpatron der Metzger und Bauern. Mit folgenden Attributen wird der Heilige zur Erkennung häufig dargestellt:

Schwein/Glöckchen
Dieses Attribut geht auf das Privileg zurück, dass die Schweine des Antoniterordens (benannt nach dem Heiligen) mit einem umgehängten Glöckchen frei in der Gegend herumlaufen und überall fressen durften. Um ihn vom gleichnamigen Heiligen Antonius von Padua zu unterscheiden, wird er zuweilen auch als „Schwienetünnes“ bezeichnet.

Tau-Kreuz
Seinen Namen hat es aufgrund seiner Ähnlichkeit zum griechischen Buchstaben „tau“, ähnlich unserem heutigen „T“. Es ist das Erkennungszeichen des Antoniterordens, vermutlich als Symbol für die Zugehörigkeit zum Volk Gottes. Zudem kann es auch das obere Ende eines Geh- oder Wanderstabes bilden. Da sich der Orden vornehmlich der Krankenpflege angenommen hatte, wäre auch eine Deutung des Tau-Kreuz als Krücke der Kranken denkbar.

Buch
Das Buch weist auf seine Lehrtätigkeit als Einsiedler und seine lehrreichen Briefe an seine Gemeinschaften hin.

Architektur

Die Kirche, in ihrer ursprünglicher Substanz kurz nach 1600 entstanden, zeigt sich heute als einschiffiger, gotischer Backsteinbau mit Satteldach, Dachreiter und der östlich vor den Chor angefügten alten Sakristei (Bau 1901). Sie besteht aus zwei kreuzrippengewölbten Jochen und einem im Jahr 1957 hinzugefügten Joch mit flacher Innendecke. An dieses wurde 1982 die bis heute genutzte Sakristei angebaut.

Besonders sehenswert sind die heute nur noch selten zu findenden Zwickelmalereien an der Gewölbedecke; ursprünglich 1910 entstandenen konnten sie um 1998 zum Großteil restauriert werden.

Pfarrhaus

Das Pfarrhaus, als zweigeschossiger Backsteinbau in historisierenden Formen, wurde 1910 erbaut. Zum Dorfplatz hin zeigt es einen Schaugiebel zu drei Achsen mit stigendem Fries und turmartiger Bekrönung der mittleren Fenster. An den Gebäudeecken finden sich ebenfalls zinnenartige Aufbauten. In den Jahren 1950/51 wurde ein Jugendheim an das Pfarrhaus angebaut.

Ausstattung aus dem 16./17. Jahrhundert

Turmmonstranz

Ein besonders altes Stück aus dem Kirchenschatz von Hamb stellt die 65 cm hohe Turmmonstranz dar. Eine Gravierung am Fuß lässt darauf schließen, dass sie im Jahr 1506 gefertigt wurde. Damit stammt sie noch aus dem vorherigen Kapellenbau der Familie von Pallant im Haus Hamb. Die im Aufbau gotische Monstranz mit Elementen im Stil der Renaissance stellt in reicher Gliederung einen Turm dar, in dessen Spitze der Kirchenpatron mit Kappe, Tau-Kreuz und Buch zu sehen ist.

Dreifaltigkeitsaltar

An der Südseite der Kirche hängt der bis 1910 im Chorraum aufgestellte Hauptaltar, gefertigt aus baumburger Sandstein. Die lateinische Inschrift verrät, dass er 1610 von Johannes von Pallant und seiner Frau Elisabeth von Raesfeld gestiftet wurde. Zu sehen ist mittig die Geburt Jesu mit Hirten und Engeln. Der Kirchenpatron Antonius ist mit seinen Attributen (Schwein und Tau-Kreuz) in die Szene integriert. Im Hintergrund ist der Stern von Bethlehem und eine niederrheinische Landschaft zu sehen in die, so lässt sich vermuten, das Herrschaftshaus Hamb gesetzt ist. Im oberen Bereich ist eine von Engeln umgebene Darstellung des thronenden Gottvaters zu sehen, wie er die Weltkugel in Händen hält, und abschließend darüber eine Taube als Symbol des Heiligen Geistes.

Sakramentshaus

Das Sakramentshaus stellt den früheren Aufbewahrungsort für die konsekrierten Hostien dar. Es entstand um 1610, gemeinsam mit dem Dreifaltigkeitsaltar (s.o.). Im unteren Bereich zeigen sich die Stifterwappen, darüber ein Engelskopf mit den Marterwerkzeugen der Passion Christi. Oben findet sich die von zwei Engeln gehaltene Dornenkrone, an den Seiten eine Darstellung des leidenden Christus (links) und eine von Maria mit Krone, wie sie auf einer Mondsichel steht (rechts). Den oberen Abschluss bildet die Darstellung des Schweißtuchs der Veronika mit dem Gesichtsabdruck Jesu, gehalten von zwei Engeln.

Tryptichon

Es handelt sich hierbei um ein an der Nordwand hängendes dreigliedriges Gemälde vom Anfang des 16. Jahrhunderts. Gefertigt wurde es vermutlich in den Niederlanden und zeigt links den kreuztragenden Jesus, mittig die Kreuzigung Jesu und rechts folglich die Grablegung. Es ist geprägt von den fein gezeichneten Köpfen und einer lebhaften Szenerie vor der in grün-blauen Tönen gestalteten Landschaft.

Neuere Ausstattung

Hochaltar

Es handelt sich um einen neugotischen Hochaltar mit Mensa und Holzretabel, gefertigt 1910 durch die Firma Langenberg in Goch. Zur Linken sieht man die Kreuztragungsszene, auf dem rechten Seitenflügel die Auferstehung Christi. Darunter findet sich mittig der Tabernakel mit dem Allerheiligsten, flankiert von quadratischen Relieftafeln mit Heiligenportraits: Hl. Konrad, Hl. Barbara, Hl. Mathias, Hl. Antonius, Hl. Katharina und Hl. Bischof Carolus (v.l.n.r.).

Volksaltar und Ambo

Geschaffen 1984 aus den Holzteilen der vorherigen Kanzel und Kommunionbank druch die Firma Heinrich Kerstgens in Sonsbeck. Auf dem Ambo ist eine Darstellung der Apostel Petrus und Paulus zu sehen, der Altar zeigt die Kundschafter aus dem Alten Testament, die dem Volk Israel den Weg in das Verheißene Land zeigen (Num 13).

Wandfiguren

Vier Heiligenfiguren, geschaffen zwischen 1910 und 1934, schmücken die Hamber Kirche: Muttergottes mit Jesuskind (vorne links), Hl. Josef mit Jesuskind (vorne rechts), Hl. Antonius Abt als Kirchenpatron (mitte links) und der Hl. Rochus (mitte rechts).

Orgel

Die heutige Orgel geht auf ein 1890 von der Orgelbaufirma Johannes Klais gefertigtes Instrument zurück. 1957 gelangte das Instrument mit 5 Registern nach Hamb. Dort wurde es knapp 20 Jahre später durch die Orgelbaufirma Friedrich Fleiter elektrifiziert und auf 10 Register erweitert.

HIER finden Sie weitere Informationen zur Orgel.

Luftaufnahme: Frank Klier,
übrige Fotos: Fabian Ververs


Quellen und weitere Informationen

  • Wensky, Margret (Hg.), Sonsbeck. Die Geschichte der niederrheinischen Gemeinde von der Frühzeit bis zur Gegenwart, Böhlau Verlag, Köln 2003.

  • Roßhoff, Bernhard, Gemeinde Sonsbeck am Niederrhein. Rheinische Kunststätten Heft 313, Neusser Druckerei und Verlag GmbH, Neuss 1986.

  • Gemeinde Sonsbeck, Das Pfarrensemble von Hamb, Selbstverlag, Sonsbeck 2007.

  • Gemeinde Sonsbeck, Denkmalliste, unter diesem Link.

  • St. Antonius Schützenbruderschaft Hamb 1924 e.V., Beiträge zur Geschichte Hambs und der Antoniuskirche unter diesem Link.

  • Verein für Denkmalpflege Sonsbeck e.V., Sehenswürdigkeiten der Gemeinde Sonsbeck unter diesem Link.

 

Hl. Antonius Abt

mit Schwein, Buch, Glocke und Wanderstab,
Wandfigur in Hamb

Übersicht der zuständigen Seelsorger

  • Kpl. Konrad Krienen (1909-1922)
  • Kpl. Heinrich Lenzen (1922-1925)
  • Kpl. Hermann Hüttemann (1926-1927)
  • Pfr. em. Plankermann (1927-1928)
  • Geistl. Studienrat i.R. Johannes Rüters (1930-1942)
  • Geistl. Studienrat Hermann van Bebber (1942-1947)
  • Pfr. em. Robert Zumloh (1947-1956)
  • Kpl./Rkt. Wilhelm van den Hövel (1957-1980)
  • Rkt. Cornelius Droog SVD (1981-1985)

 

Ab 1986 wurde Hamb durch den Sonsbecker Pfarrer geleitet (siehe dort).

Küsterin
Rita Ingenillem

Telefon: 02838/3252